Moritz
Mobiler Rundgang in europäischen Textilindustrie-Zentren
Gefördert: Programm “Kultur2000” der Europäischen Union
Laufzeit: 01.10.2006 – 30.09.2007
Gesamtvolumen: 240.000 Euro
Auswahl des EU-Projektes Moritz (M2C) als “Best Practice in Creativity and Innovation of EU Programmes”. Präsentation der Ergebnisse in Brüssel in 2009 durch Martin Koplin (M2C) und Prof. Dr. Helmut Eirund (M2C) bei der EU unter Teilnahme von Mitgliedern des EU Parlaments und der EU Kommission.
Der mobile Rundgang, der in unserem Projekt in einer übertragbaren Methode für die drei Städte Delmenhorst, Lodz und Riga entwickelt werden soll, erweitert die Ausstellungen in den Museen durch ein Medium, das dem Museumsbesucher erlaubt, Informationen hinsichtlich gemeinsamer Aspekte wie z.B. Fertigungsprozesse, Arbeit und Gestaltung an den Originalschauplätzen zu erfahren. Diese sind gekennzeichnet durch große Räume und weite, zu überbrückende Distanzen. Die Reichweite der Museen wird in diese Orte hinein ausgedehnt, Museumsbesucher und die Museumsmedien gewinnen an Mobilität und ermöglichen die unmittelbare Begegnung mit Orten der Industriekultur. Das mobile Medium vermittelt vor Ort Einblicke in die Vergangenheit – durch historische Ansichten der Schauplätze, durch Bilder und Filme von Menschen, die an diesen Orten gearbeitet haben sowie durch begleitende Erläuterungen und Berichte, die zum großen Teil auf Zeitzeugen zurückgehen und auch die Gemeinsamkeit mit den anderen Orten kennzeichnen – rekonstruierend und reflexiv.
Das gemeinsame Erbe
Die historischen Standorte der Textilindustriekultur in Lodz, Riga und Delmenhorst gingen in ihrer Geschichte eine Verbindung von industrieller Fertigung und Arbeit sowie Gestaltung ein. Lodz, das „Manchester des Ostens“, verbindet in seinem Central Museum of Textiles, der „Weißen Fabrik“ die Darstellung aller Textilindustrieprozesse mit dem Aspekt des Tapisserie-Designs, der mit dem Museum-of-Decorative-and-Applied-Art ebenso in Riga beheimatet ist. In Delmenhorst grenzen an das Nordwolleareal mit seinem Fabrikmuseum und dem Stadtmuseum auch die Linoleumwerke, in denen der Werkbund Industriedesigner Peter Behrens mit dem Ziel der „Veredelung der gewerblichen Arbeit“ durch das Setzen neuer Gestaltungsvorgänge wirkte. Diese drei Orte der Industriekultur haben eines gemeinsam: sie erzählen nicht nur von den teils gewaltigen Maschinenparks ihrer Zeit und den dazugehörigen Güterwegen durch die Kontinente, sondern darüber hinaus vom Leben derjenigen, das sich so glich, an den Maschinen und deren Umgebungen – unabhängig in welcher dieser Städte sie standen. Und noch etwas: mit der Industriekultur entwickelte sich ein Gestaltungsdenken in Europa, das die regional-folkloristischen Gestaltungstraditionen in nahezu mathematisch-formalisierte Designprinzipien quer durch Europa überleitete. Der mobile Museumsrundgang wird entsprechend dieser gemeinsamen kulturellen Anforderung methodisch als ein übertragbares Medium entwickelt – gemeinsam von Museumspädagogen, Historikern, Kulturwissenschaftlern und Medieninformatikern aus den beteiligten Institutionen.
Das mobile Medium im Museum
Die drei Museen versuchen diese kulturgeschichtliche Information nachzubilden und erlebbar zu machen. Dies geschieht sonst durch die Ausstellung von originalen Exponaten und die Projektion von nicht mehr vorhandenen Objekten und Informationen auf anderen Medien.
Die Exponate der Industriekultur werden jedoch authentisch nur an in soweit vorhandenen Originalschauplätzen erfahrbar. Zusatzinformationen in den mobilen Medien erklären den technischen und zeitgeschichtlichen Kontext, ohne die die Aussage der Exponate einem Laien meist nur schwer oder eingeschränkt zu vermitteln sein wird. Typischerweise werden diese Informationen in Industriemuseen durch Schautafeln, CD-ROMs oder Museumsführungen vermittelt. Durch den Einsatz der mobilen Computer und des gemeinsam erstellten Konzepts werden dem Besucher vor Ort individuell abrufbare, personalisierbare Informationen angeboten. Es werden zeitliche und räumliche Beziehungen dargestellt und interaktiv erlebbar gemacht. Ein besonderes Interesse verdient dabei die Art der Vermittlung: angereichert durch eine besondere Ästhetik, die den kulturellen Anforderungen gerecht wird, werden Informationen in verschiedenen Detaillierungsgraden angeboten, so dass unterschiedliche Zielgruppen angesprochen werden können – je nach Alter, Vorwissen, Interessensgebiet und Rezeptionserfahrung.
Projektpartner
M2C Institut für angewandte Medienforschung, Bremen
Nordwolle Delmenhorst – Nordwestdeutschen Museum für IndustrieKultur
Hochschule Bremen – University of Applied Science
Museum of Decorative Arts and Design, Riga
Central Museum of Textiles, Lodz
Riga Technical University
University of Applied Sciences Gelsenkirchen
AgitPolska Polnisch-Deutsche Initiative für Kulturkooperation e.V
Westfälisches Industriemuseum
The Museum of Science and Industry in Manchester
The Greater Manchester Archaeological Unit